Kapitel 3
 
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Bericht über die Testreihe „Teddymobil“ vom 14.06.-28.06.04 in der Vorschulgruppe und im Hort

 

 

 

 

 

 

Gliederung

 

 

 

  1. Erprobungsbedingungen

 

 

  1. Pädagogische Zielsetzungen für das „Teddymobil“

 

 

  1. Anforderungen an die ErzieherInnen

 

 

  1. Ergebnisse des Praxistests und Fazit

 

 

  1. Ideenbörse: Was kann man mit dem „Teddymobil“ tun?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Erprobungsbedingungen

 

Das Teddymobil wurde an 7 Tagen im Zeitraum vom 14.06.-28.06.04 in der Praxis getestet. Jeweils vormittags im Elementarbereich mit einer Gruppe von 20 Kindern im Alter von 3-6 Jahren und nachmittags in einer offenen Hortgruppe mit ca. 40 Kindern im Alter von 6-12 Jahren.

Der Arbeitsauftrag beinhaltete angeleitete und unangeleitete Sequenzen, das heißt, dass den Kindern sowohl gezielte Angebote verbunden mit den Möglichkeiten des Teddymobils gestellt wurden, als auch freies Hantieren und Erproben möglich war.

In den pädagogischen Betreuungseinrichtungen waren es die Kinder bereits gewohnt mit experimentellen und technischen Materialien umzugehen, so dass eine gewisse Scheu hier nicht überwunden werden musste. Des weiteren ist anzumerken, dass die „Test“-Kinder aus der Mittelschicht bis gehobenen Mittelschicht kommen, das heißt, sie haben jeweils einen familiären Background, der sie in ihren Entwicklung unterstützt und auch nach der institutionellen Betreuung Zeit für die Belange der Kinder hat. Dies ist ein gewichtiger Gradmesser, um Kreativität, Ausdauer und Verständnis für auftretende Phänomene zu entwickeln und zu erhalten.

Folgende Ausgangsfragen erscheinen im Vorfeld der Testreihe interessant und sollen im Verlaufe dieses Berichtes beantwortet werden:

·        Sind die Materialien kindgerecht?

·        Können die Kinder verschiedenen Alters damit gut hantieren?

·        Lernen die Kinder erste technische Grundlagen bzw. welche technischen Erweiterungen wünschen sie sich?

·        Sind Mädchen genauso motiviert dabei wie Jungen?

 

 

 

  1. Pädagogische Zielsetzungen für das „Teddymobil“

 

 

Die Ziele technischer Früherziehung sollten auch und gerade mit dem Teddymobil erreicht werden wie die Förderung der Sinneswahrnehmung, die aktive Gestaltung von kleinen und größeren Funktionen/Produkten, die Entwicklung von Arbeitsverhalten und die Übertragung der Erfahrung aus erlernten/erfahrenen Sachzusammenhängen.

Folgende Zieldifferenzierungen sind mit dem Teddymobil erreichbar:

  • Kinder erfahren und erklären erste technische Phänomene. Beispiel: das physikalische Gesetz der Fliehkraft anhand der Murmel auf der rotierenden Drehscheibe
  • Kinder werden neugierig auf weitere Anwendungsmöglichkeiten aus bisherigen Erkenntnissen und experimentieren selbstständig. Beispiel: Verschiedenartig zusammengestellte und verschraubte Metallteile (Schablonen) ergeben ein Gesamtbild
  • Kinder finden Erklärungen und können sie gegebenenfalls in anderen Alltagssituationen wiederfinden. Beispiel: Winderzeugung durch rotierende Drehscheibe
  • Kinder leben ihre Fantasie aus, kreieren neue Ideen und setzen diese um. Beispiel: Glockenspiel aus verschiedenen Metallteilen
  • Kinder üben sich in der Handhabung eines kindergarten-/hortüblichen Materials (hier Aluminium also Metall) und üben ebenso die sachgerechte Benutzung von realen Werkzeugen. Beispiel: Verschrauben von Metallteilen oder Anwendung des Wagenhebers
  • Kinder vergleichen ihre Erfahrungen und objektivieren erarbeitete Resultate. Beispiel: Drehscheibenbilder
  • Kinder bilden Konstruktionsteams in denen arbeitsteilig an einem gemeinsamen Produkt gewerkt wird. Beispiel: Murmelbahn
  • Kinder beiderlei Geschlechts werden von dem Material und dessen Möglichkeiten angesprochen
  • Kinder stärken ihr Selbstbewusstsein und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

 

 

 

 

  1. Anforderungen an die ErzieherInnen

 

 

Das Teddymobil sollte nicht unbeaufsichtigt einfach den Kindern überlassen werden, da bestimmte Handlungsanweisungen und deren Kontrollen hinsichtlich des Materials und der realen Werkzeuge notwendig sind. Eine Anleitung im Sinne von Sicherheitsvorkehrungen und –maßnahmen ist obligatorisch. Nach einer wiederholten Überprüfung des gezeigten Umgangs mit dem Teddymobil, können es die Kinder auch selbstständig und eventuell unbeaufsichtigt (berücksichtigt werden Alter, Fähigkeiten, Verhalten etc.) handhaben und nutzen. Die Funktionen der vorhandenen Bestandteile des Teddymobils wie Drehscheibe und Wagenheber benötigen eine gesonderte Einweisung in deren Benutzung durch Vormachen. Hier sollte sich der/die Erzieher/in im Vorfeld informieren und in der Anwendung sicher werden.

Während der experimentellen Testphasen wie beispielsweise des Fliehkraftbeweises an der Murmel auf der Drehscheibe werden Kinder durch (Nach-)Fragen angeregt über das wahrgenommene Phänomen nachzudenken, Lösungen/Erklärungen zu finden und bekommen falls nötig die richtige Antwort. Dies setzt eine vorherige Auseinandersetzung der Anleitungsperson mit dem naturwissenschaftlichen Sachverhalt voraus und mündet gegebenenfalls in Übertragungen wie die Frage Wozu kann Fliehkraft nützlich sein? Und einer möglichen Antwort Wäscheschleuder! .

Die Kinder werden abschließend immer nach ihren Erfahrungen gefragt. Dadurch werden die Ergebnisse ernst genommen und nicht der Beliebigkeit anheim gestellt. Darüber hinaus werden Kinder aufgefordert im Abgleich mit Ergebnissen anderer Kinder ihre Erfahrungen zu objektivieren. Es können in der Folge sogar weiterführende Gedanken angestrengt werden wie Erweiterungsmöglichkeiten und andere Nutzungszwecke (vgl. auch oben).

Phänomene erklären zu helfen und zu weiterem Forschen anzuregen, erfüllt den Tatbestand der Wissenserweiterung im wissenschaftlichen, technischen und sozialen Bereich.

 

 

 

  1. Ergebnisse des Praxistests und Fazit

 

 

Die bisherigen Praxistests wie in Kapitel 1 beschrieben brachten nachfolgende Erkenntnisse:

 

Die Kinder reagieren durchgängig mit Neugierde und Interesse auf das Teddymobil und zeigten weder im Umgang mit dem Material und den Werkzeugen Hemmungen, noch erwies sich das Teddymobil als geschlechtsspezifisch. Jungen wie Mädchen hantierten mit dem Teddymobil und seinen Möglichkeiten gleichermaßen. Auffällig war, dass die Mädchen eher die Kreativangebote frequentierten wie Drehscheibenbilder gestalten und etwas aus den Metallteilen herstellen, während sich die Jungen mehr für die reinen Handhabungen der Werkzeuge und Materialien ohne festes Ergebnis interessierten. Die Kinder waren mit entsprechender Einweisung nach kurzer Zeit in der Lage selbstständig mit den Möglichkeiten des Teddymobils zu experimentieren und erfanden neue Nutzungsmöglichkeiten wie beispielsweise ein Windspiel aus Metallteilen abseits des Teddymobils.

Allgemein lassen sich aus dieser Testreihe folgende Schlüsselqualifikationen mit dem Teddymobil erwerben:

  • Wecken von Neugier und Interesse
  • Erfahrungs- und Wissenszuwachs
  • Kreativität und Ideenvielfalt
  • Spaß

 

Die Materialien trotz ihrer Härte und die Originalwerkzeuge dürfen als kindgerecht bezeichnet werden, wenn eine entsprechende Einweisung und Kontrolle erfolgt. Die Kinder können in jedem Alter etwas damit anfangen. Die Konstruktionen werden mit zunehmenden Alter komplexer (z.b. Murmelbahn) und wissenschaftliche Phänomene können durch Wiederholung erklärbarer und verständlicher werden. Die Kinder erfahren erste Technische Zusammenhänge wie Fliehkraft (Experimente mit der Drehscheibe) und die Übertragung von Drehbewegung in Hubbewegung (Wagenheber). Mädchen werden von den Möglichkeiten und der Variationsbreite ebenso angesprochen wie Jungen. Hier kann eine Vorbildfunktion von Seiten der anleitenden Person nicht ohne Einfluss bleiben. Insgesamt sind mit dem Teddymobil gute Erfahrungen gemacht worden, die aber noch keinen Hinweis auf eine Langzeitnutzung geben und abschätzen können, ob die Faszination Teddymobil aufrecht erhalten werden kann. Dies steht und fällt sicherlich auch mit den Erweiterungsmöglichkeiten und zusätzlichen Materialien beziehungsweise hängt davon ab, in welchem Gesamtkontext das Medium Teddymobil gebraucht wird. Weitere Fragen wären: Steht es jeden Tag zur Verfügung, auch im Freispiel oder wird es nur für bestimmte Angebotsreihen verwendet?

Empfohlen wird nach bisherigen Erkenntnissen eine Anzahl von maximal 6 Kindern gleichzeitig am Teddymobil. Das Alter der Kinder richtet sich nach dem Anspruch an das jeweilige Angebot und ist aber ab 3 Jahren durchaus realistisch umsetzbar.

Die Erzieher der testenden Einrichtungen waren jedenfalls positiv überrascht, welche Möglichkeiten bereits in dem Teddymobil stecken und welche weiteren Ideen von den Kindern gefunden und umgesetzt werden. Die Faszination vom Teddymobil muss aber auf beiden Seiten (Erzieher und Kind) vorhanden sein.

Die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten beweisen, dass das Teddymobil eine geeignete Methode ist, um Prozesse in Gang zu setzen und die technische Welt ein wenig begreifbarer zu machen.

 

 

  1. Ideenbörse

 

 

Vorhandene Möglichkeiten:

  • Konstruktion von Bildern an der Seitenwand mithilfe von Verschraubungen vorhandener Metallschablonen
  • Handhabung des Wagenhebers
  • Aufstellen von vier Metallbeinen
  • Anschlussmöglichkeit von einer Warnleuchte, die ins Rollenspiel eingebunden werden kann
  • Innenraum des Mobils als gesicherter Testraum mit Zugriff von zwei Seiten
  • Drehscheibe: Erstellung von Kreativbildern, Erklärung von Fliehkraft, Demonstration von Windkraft, Erfahrungen aus der Farblehre u.a.m.
  • Konstruktion von Förderbändern mithilfe leerer Kabelrollen und Fahrradschläuche
  • Konstruktion eines Krans ausgehend von der Seitenwand
  • Konstruktion einer Murmelbahn ausgehend von der Seitenwand

 

Erweiterungsvorschläge:

  • Zusätzlicher Einsatz/Installation einer Magnetwand
  • Zusätzliche Materialien wie Plastikschienen (Murmelbahn), Handkurbel (Kran, Förderband), Schablonen etc.
  • Zusätzliche Installation eines Schraubstocks

 

 

 

 

 

 

 

 

Dem Bericht können bei Bedarf Bilder hinzu gefügt werden.

 

 

 

Verfasser des Berichts: Michael Geginat, Lehrer für Pädagogik/Psychologie und Politik an der BBS VII - Sozialwesen –

Englische Übersetzung: Adrian Greenwood, Lehrer für Lernfeldunterricht und Englisch an der BBS VII - Sozialwesen -