2. Kapitel
Das Kind: psychologische und pädagogische Betrachtungen
3.
Vygotskys
Sicht
Während Piaget (1952) beschrieb,
dass Lerner Bedeutung hauptsächlich durch ihre eigene Tätigkeit in der Umwelt
konstruieren, hob Vygotsky (1978) den Wert der Kultur und der sozialen Kontexte
als Quellen der Anleitung und der Unterstützung des Lernens hervor.
Vygotsky (1962, 1991) nahm an,
dass das Kind den Wunsch hat, effektiv und unabhängig zu handeln und dass es
die Fähigkeit besitzt, höhere mentale Funktionen aus dem Zusammentreffen mit
Kultur (wie sie in Interaktion mit anderen erfahren wird) zu entwickeln; jene
Ziele und die Mittel, sie zu erreichen sind kulturell determiniert und erlernt.
Das Kind ist aktiv im Lernprozess, aber agiert nicht alleine. Es lernt zu
denken, indem es konstruiert oder co-konstruiert und indem es nach und nach
adäquatere Versionen von intellektuellen Werkzeugen der Kultur internalisiert,
die von Fortgeschritteneren modelliert oder aktiv gelehrt werden.
Interaktionen die Entwicklung
fördern, können aktives scaffolding, gelenkte Partizipation oder
Brückenbauen von Seiten eines Erwachsenen oder eines erfahreneren Peers
beinhalten. Die erfahrenere Person unterstützt das Kind, indem er Hinweise,
Anhaltspunkte, Modelle, Fragen, Strategien und andere Hilfen zur Verfügung
stellt, die dem Kind erlauben, Aufgaben zu vollenden, die es noch nicht
stelbständig vollenden kann. Um die Entwicklung von unabhängigen,
selbst-regulierten Aktionen bei einem Kind effektiv zu fördern, muss diese
Unterstützung in dessen Zone proximaler Entwicklung gegeben werden, in einem
hypothetischen psychologischen Bereich, der den Unterschied zwischen dem, was
das Kind bereits unabhängig tun kann und dem, was es mit Hilfe tun kann repräsentiert
und das ist vermutlich unterschiedlich je nach Geschlecht, als Folge der
jeweiligen Schule und ihrer Lehren (Silva, L. et. al., 1995).
Forscher untersuchen z.Z. das
Verhältnis zwischen der Zone der proximalen Entwicklung, Scaffolding und dem
Instruktionsdesign und der Entwicklung von online Lernumgebungen. Dunlap und
Grabinger (1996:242) setzen das gesamte Konzept des Scaffolding zusammen:
Scaffolding beinhaltet das Geben von Unterstützung und Lenkung, das dem Alter
und Erfahrungslevel der Lerner angemessen sind. Authentische Umgebungen
gleichen Realismus mit der Fähigkeit, Erfahrung, Reife, Alter und Wissen der
Lerner aus. Scaffolding beinhaltet Führung in Form von Hinweisen, Fragen und
Materialien, die Lerner durch einen Problemlöseprozess führen. Führung heißt
dabei nicht vorsagen. Lehrer müssen die Umgebung so gestalten, dass sie den
Schülern helfen zu identifizieren, was sie tun müssen, aber nicht sagen, welche
Schritte sie algorithmisch durchführen sollen. Die Schüler müssen Wege kennenlernen,
Probleme zu lösen und Hindernisse zu überwinden, zusätzlich zum Lernen, um die
Probleme zu lösen. Am wichtigsten ist es, dass sie lernen, sich mit einem
Versuch-und-Irrtum Ansatz wohl zu fühlen.
Vygotsky (1991) hob auch den Wert
der Sprache für die kognitive Entwicklung hervor und zeigte, dass, wenn Kinder
Wörter und Aufkleber zur Verfügung gestellt bekommen, sie bereitwilliger
Konzepte bilden. Er glaubte, dass Gedanken und Sprache in sinnvollen Konzepten
zusammenläuft und den Denkprozess unterstützt. Er sah Sprache als das primäre
Mittel, durch das Kultur weitergegeben wird und als das primäre Vehikel für
Denken und freiwillige Selbstkontrolle.
Vygotskys Theorie wird in den
Klassenzimmern demonstriert, in denen soziale Interaktion angeregt wird, wo
Lehrer sich mit Kindern unterhalten und Sprache verwenden, um ihr Lernen zu
vermitteln, wo Kinder angeregt werden, sich sowohl mündlich wie schriftlich
auszudrücken und wo Gespräche unter den Mitgliedern der Gruppe angeregt und
geschätzt werden.